Der Mitbegründer des renommierten Büros Herzog & de Meuron über die Entstehungsgeschichte des Corker
Photo: © Diana Pfammatter
Von der Tate Gallery of Modern Art in London, dem M+ Museum for Visual Culture in Hong Kong oder dem Pérez Art Museum Miami (PAMM), bis zur Allianz Arena in München oder Elbphilharmonie in Hamburg: Das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron hat sich mit internationalen, oft aufsehenerregenden Projekten einen Namen gemacht. Aus der Gestaltung des temporären Sommerpavillons der Londoner Serpentine Gallery ging der Corker hervor. Er ist das erste Produkt aus der Feder des Kollektivs, das nun mit Aufnahme in die ClassiCon-Kollektion in Serie geht. Jacques Herzog, einer der beiden Gründer und Namensgeber des Büros, verrät im folgenden Interview mehr zur Entstehungsgeschichte:
Wie entstand die Idee zum Produkt? Im Planungsprozess des Serpentine Pavillons oder unabhängig davon?
"Die Idee zum Corker entstand während der Arbeit am Serpentine Pavillon. Ganz natürlich und beinahe naiv. Wie die meisten unserer Möbel- und Leuchtenentwürfe. Also nicht als raffiniertes und aus professioneller Herangehensweise hervorgehendes Objekt des Industrial Design. Weil wir mit Kork arbeiteten und einen Hocker für eine möglichst flexible Ausstattung des Pavillons wollten, schien es naheliegend die Form eines Korkens als Vorlage zu nehmen. Jeder kennt diese Form, jeder hat schon mal eine Champagnerflasche geöffnet und diese kleinen gedrungenen Korkobjekte in der Hand gehalten. Man könnte den Corker also beinahe als Pop-Art-Objekt verstehen, weil es direkt und ohne nennenswerte plastische Umformung durch Vergrößerung eines in unserer Alltagskultur bestehenden Gegenstands hervorgegangen ist."
Wie / warum fiel die Entscheidung auf Kork als Material?
"Das Material musste sich leicht fräsen lassen, um die komplexen Formen zu erzeugen, welche sich aus der Überlagerung der Fundamentspuren aller früheren Pavillons herauslesen ließen. Kunststoff? Holz? Nein, Kork! - der ist formbar, kann recycelt werden und hat wunderbare taktile Eigenschaften. Gerade auch für den Hocker war das ein wichtiges Argument."
Wie würden Sie die Besonderheiten Ihres Entwurfs in Ihren eigenen Worten beschreiben? Bzw. welche Eigenschaften ordnen Sie ihm zu?
"Die taktilen Eigenschaften von Kork verführen uns Menschen, dieses Material anzufassen und sich gerne drauf zu setzen. Es ist warm und weich und dennoch sinkt man nicht ein wie bei einem Polster. Das Becken lässt sich leicht aufrecht halten, man sitzt also bequem und gesund."
Was stellen Sie sich vor: Wo soll Ihr Produkt künftig gesehen / genutzt werden?
"Der passt überall hin. Das sage ich aus eigener Erfahrung. Ich selbst stelle den Corker an ganz unterschiedlichen Orten hin, er passt in alle Räume und zu allen anderen Möbeln. Gerne benutze ich ihn auch am Esstisch, wenn ein Stuhl fehlt, oder mehr Gäste platziert werden sollen."
Jacques Herzog / Herzog & de Meuron, Januar 2022
Das Konzept des 12. Serpentine Pavillon von Herzog und de Meuron basierte auf den alten Fundamenten und übrig gebliebenen Fragmenten der elf früheren Pavillons. In Anlehnung an eine archäologische Ausgrabungsstätte wurden diese freigelegt und alte Grundrisse übereinander gelegt und rekonstruiert. Das Ergebnis war eine unverwechselbare Landschaft, die mit Kork überzogen, zum Sitzen, Stehen, Liegen oder einfach nur Schauen und Staunen einlud.
Mehr Informationen, Bilder und Videos finden Sie unter dem folgenden Link:
Paris Ausstellung:
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