Q&A zur neuen Möbelserie VOLKSHAUS
Photo: © Gina Folly
Anlässlich des Salone del Mobile.Milano 2024 präsentierte ClassiCon die neue Möbelserie VOLKSHAUS, entworfen von Herzog & de Meuron für die gleichnamige Institution in Basel. Erbaut im Jahre 1925 als Versammlungshaus, wurde das Gebäude unter der Ägide der ortsansässigen Architekt:innen unlängst neugestaltet – und um ein Boutique-Hotel mit 45 Zimmern ergänzt.
Lounge Chair, Stool und Side Table wurden für die Hotelzimmer entworfen und nun von ClassiCon zur Serienreife gebracht. Im Interview verrät Ascan Mergenthaler, der als Senior Partner bei Herzog & de Meuron auch den Bereich Interiors and Objects des international agierenden Architekturbüros leitet, Details zu den Hintergründen der Produktentwicklung.
Was war die Inspiration bei der Entwicklung der Möbelserie Volkshaus?
Ascan Mergenthaler: Da die Originalausstattung des Volkshauses über die Jahre fast völlig zerstört worden ist, ging es uns nie um eine detailgetreue Rekonstruktion, sondern darum, etwas Neues und Selbständiges zu entwerfen: Ein Interieur, welches den Geist des Hauses und seiner Entstehungszeit zeitgenössisch interpretiert. Als Ergänzung zur Einrichtung der Hotelzimmer wollten wir ein Möbelstück schaffen, das die Eigenschaften eines Lounge Chairs mit der Funktionalität eines Deck Chairs kombiniert – also komfortabel, aber nicht voluminös ist. Der Stool sollte zudem nicht nur als Fußstütze oder Hocker, sondern auch als Kofferablage in den Hotelzimmern dienen. Bewusst setzt sich die von uns entworfene Möbelserie von dem plüschigen Mobiliar der 1920er Jahre ab.
Welche wesentlichen Charakteristika weisen die Möbel auf?
Ascan Mergenthaler: Die Möbel der Volkshaus Serie zeichnen sich durch eine klare, skulpturale Anmutung aus. Auf den zweiten Blick erst offenbart sich die komplexe Form der Gestelle aus sich überschneidenden X-Formen. Sie entstand im Rahmen eines internen Forschungsprozesses, der die Möglichkeiten und Grenzen des CNC-Präzisionsschneidens für traditionelle Holzverbindungen untersucht, wie man sie etwa aus der japanischen Architektur kennt. Die Idee reiner Holzbeinverbindungen an der Schnittstelle zwischen analog und digital, die einfach erscheinen, in Wirklichkeit aber komplex sind, haben wir in vielen verschiedenen Formen und Variationen erprobt. So entstand der Entwurf eines Möbels mit CNC-geschnittenen Holzbeinen, die sich in einem einzigen zentralen Knoten kreuzen und ineinandergreifen. Bei den Möbeln der Volkshaus Serie wird dieser Punkt, an dem sich die Holzprofile durchdringen, zum zentralen Gestaltungsmerkmal.
Der Entwurf des Lounge Chairs besteht aus drei Elementen: Einer robusten, stabilen Holzkonstruktion, bespannten Holzrahmen für Sitz- beziehungsweise Rückenfläche sowie auf Wunsch zu ergänzenden losen Kissen. Die Entscheidung gegen eine Vollholz- oder Polsterversion zugunsten der Bespannung mit einer strapazierfähigen Kordel verleiht dem Lounge Chair wie auch dem Stool Leichtigkeit und Transparenz. Insbesondere in einem Hotelzimmer finden wir es wichtig, dass ein Möbel nicht wuchtig ist oder optisch viel Raum einnimmt – der Raum atmet quasi durch den Stuhl. Die komplexe Holzkonstruktion sorgt dafür, dass sich je nach Betrachtungswinkel die Geometrie ändert und die Möbel von allen Seiten gut aussehen, egal wie sie im Raum platziert sind.
Lounge Chair und Stool sind in verschiedenen Varianten erhältlich. Wie begründet sich diese Material- und Farbwahl?
Ascan Mergenthaler: Bei jedem Projekt versuchen wir, jeweils eine reduzierte, präzise gewählte Materialpalette zu verwenden. Zu den wenigen original erhaltenen baulichen Details des Volkshauses in Basel gehörten in sattem Forstgrün lackierte Fensterläden und Türen. Verschiedene Nuancen von Grün haben wir deshalb bei unserer Neugestaltung des Hauses aufgenommen. Die Bespannung des Volkshaus Lounge Chairs und Stools in einem dunklen Salbeigrün ist abgestimmt auf die Grünschattierungen der Tapeten und Vorhänge der Zimmer und passt gleichzeitig hervorragend zum Naturton der Eiche. Die Variante ganz in Schwarz – schwarz gebeizte Eiche mit schwarzer Bespannung – dagegen bringt die Linienführung der Konstruktion und den charakteristischen strukturellen Ausdruck der Form nochmal stärker zur Geltung: Das räumliche Geflecht aus Holzrahmenkonstruktion und Bespannung wird als eine gestalterische Einheit wahrnehmbar.
Artworks: © Nina Lang, Bjoern Weltbrandt Wallbaum, Superflex | Art Advisory: Martina Tauber
Paris Ausstellung:
Die "Eileen Gray - Non Conformist" Ausstellung wird bis zum 26. Februar verlängert!!